Karstquellen in den Wiggengründen
Mein Wohn- und Arbeitsort Holzhausen-Externsteine liegt mitten im Südostende des Teutoburger Waldes, dessen Haupthöhenzug hier von Gesteinen der Kreide, vor allem von mehr oder weniger mergeligen Kalksteinen der Oberkreide (Cenoman und Turon), gebildet wird. Erdfälle und das für Karstgebiete typische hydrologische Verhalten der Gewässer belegen, dass diese Kalksteine deutlich verkarstet sind.
Nach länger andauernden, starken Regenfällen, insbesondere im hydrologischen Winterhalbjahr, springen dann Quellen an, die weit oben im hydraulischen System liegen und die nur wenige Tage im Jahr überhaupt schütten. Diese Quellen werden offensichtlich aus kleinen, schwebenden Karstgrundwasservorkommen gespeist, die nach solchen Regenperioden überlaufen. Wie insbesondere wiederholte, über das ganze Jahr verteilte Temperaturmessungen an diesen Quellen zeigen, tritt hier „echtes“ Grundwasser mit weitgehend gleichbleibenden Temperaturen zwischen 8 und 9 °C (und elektrischen Leitfähigkeiten um 500 µS/cm) aus und nicht das „gerade eben“ versickerte, nur eine kurze Verweilzeit aufweisende Niederschlagswasser. Das wäre ja jetzt im Winter teilweise deutlich kälter!
In den Wiggengründen, einem Quertal innerhalb des „Hauptkamms“ des Teutoburger Waldes, ist dieses Anspringen und das sehr schnelle Wiedertrockenfallen von Quellen besonders eindrucksvoll zu beobachten. Dabei entwässern die Wiggengründe, deren Talgrund zwischen 265 und 240 m ü. NHN liegt, in die Berlebecke, die schon Teil des Weser-Flussgebietes ist.
Westlich des Teutoburger Waldes, also schon im Münsterland, wird aus teilweise über 500 m tiefen Bohrbrunnen Trinkwasser aus den Oberkreide-Kalksteinen gefördert. Auch wenn diese Bohrbrunnen ohne Förderung artesisch sind, liegt das hydraulische Potential hier rund 100 m tiefer als in den Wiggengründen. Die Tatsache der weitgehend gleichbleibenden Temperaturen der Quellaustritte zeigt, dass es offensichtlich schwebende Karstgrundwasserleiter im Teutoburger Wald gibt. Diese entwässern womöglich unterirdisch zeitweise in Richtung Münsterland und damit in das Rhein- bzw. Ems-Flussgebiet, bei hohen Karstgrundwasserständen dann aber in Richtung Lipperland und damit das Weser-Flussgebiet!